How to: So entstehen Wellen

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Hurricane im Meer lässt Wellen entstehen

Wind, Gezeiten, Untergrund: Wie eine Welle entsteht, wie sie geformt ist und wie sie bricht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Deshalb gibt’s für euch in diesem Blog ein paar nützliche Hardfacts zum Thema Wellenkunde.

Heutzutage gibt es Surf Reports und Swell Forecasts, die uns minutengenau anzeigen, wann und wo wir als nächstes Surfen können. Wettercharts auf Seiten wie magicseaweed.com oder surfline.com ersparen uns die Mühe, komplizierte Wettervorhersagen selbst entschlüsseln zu müssen. Doch je mehr wir über die Entstehung von Wellen wissen, desto einfacher wird es für uns, die Bedingungen an einem x-beliebigen Surfspot ganz ohne Apps vorherzusagen. Feuer frei!

Wellen faszinieren uns

Man muss kein Surfer sein, um von Wellen fasziniert zu sein. Irgendwie ist doch jeder von Wellen beeindruckt, von ihrem Anblick und ihrem Klang. Aber habt ihr euch jemals gefragt, wie genau Wellen gebildet werden? Und was genau macht den Ozean so unruhig, dass Wellen entstehen und daraus später perfekte Surfbedingungen werden?

Um euch zu helfen, dieses Phänomen zu verstehen, werden wir für euch die Anatomie einer Welle aufschlüsseln, von der Art und Weise, wie sie weit draußen auf dem Ozean entsteht, bis zum Endpunkt an ihrer Reise, an dem sie bricht und gesurft werden kann.

Doch was ist eine Welle?

Wusstet ihr, dass das Wasser nicht mit den Wellen wandert? Stattdessen wandern nur die Wellen durch das Wasser. Falls das verwirrend für euch klingt, hier kommt die Erklärung:

Wasser überträgt Energie. Wellen sind somit das Ergebnis von Energie, die durch das Wasser fließt. Diese Energie wird durch Wind verursacht, meistens jedenfalls. Denn es kann für Wellen auch anderen Ursachen geben, zum Beispiel Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Erdrutsche. Aber meistens entstehen Wellen durch die Energie des Windes. Einfach ausgedrückt transportieren Wellen also Windenergie.

Wenn diese Energie nicht behindert wird, wandert sie in oszillierenden Bewegungen über  Tausende Kilometer über die Meeresoberfläche, bis sie irgendwo auf Land trifft und bricht.

Die meisten Wellenarten werden von Winden erzeugt und als windgetriebene Wellen oder Reibungswellen bezeichnet. Sie sind das Ergebnis der Reibung zwischen dem Wind und der Wasseroberfläche. Wenn der Wind auf der Meeresoberfläche in Richtung Küste weht, bewirkt er, dass sich das Wasser bewegt und einen Wellenberg bildet.

Und was ist ein Swell?

Wenn starke Winde auf einem Stück ruhigen Wassers weit draußen auf dem Ozean zu wehen beginnen, bilden sich winzige Wellen an der Oberfläche. Diese werden immer größer, je länger und stärker der Wind bläst. Allmählich verwandeln sie sich in große Wellen, die sich auf ihren langen Weg zur Küste machen.

Ein Swell ist also eine Sammlung von Wellen, die von Winden erzeugt worden sind. Starke Winde, die Hunderte oder Tausende Kilometer vor der Küste stürmen, können einige der besten Wellen des Planeten erzeugen.

So kann ein ausgewachsener Sturm vor der Küste Alaskas einen Swell produzieren, dessen Wellen eine Woche später und Tausende Kilometer weiter südlich als heftige 10-Fuß-Bomben über den Vulkanriffen vor Hawaii brechen. Bei Surfern an der Northshore der hawaiimanischen Insel Oahu sorgt das für leuchtende Augen.

 

Allerdings hängt die Qualität eines Swells von drei Dingen ab:

  1. Der Stärke des Windes, also wie stark der Wind über die Meeresoberfläche bläst.
  2. Der Dauer des Windes, denn je länger er ununterbrochen weht, desto größer und stärker werden die Wellen sein.
  3. Der „Fetch“ des Windes, also die Oberfläche des offenen Wassers, auf welcher der Wind ungehindert in die gleiche Richtung blasen kann, ohne auf Hindernisse zu treffen, etwa Inseln oder andere Landmassen.

 

Diese drei Faktoren beeinflussen die Größe der Swells und die Wellenperiode, also die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Wellen.

Doch Swell ist nicht gleich Swell, es gibt nämlich zwei Arten von Swell: Einmal den Windswell und einmal die Dünung. Lasst uns einen kurzen Blick auf beide Swell-Arten werfen.

  1. Der Windswell

Aufeinanderfolgende Wellen mit kurzen Perioden (10 Sekunden oder weniger) zwischen den Wellensets werden meistens von lokalen Winden erzeugt, die nah an der Küste wehen. Das Ergebnis ist ein Windswell, wie ihr ihn in der Ostsee surfen könnt.

Diese Wellen sind meistens weniger konstant, etwas schwächer und manchmal chaotisch. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein Windswell nicht auch erstklassige Wellen produzieren kann. Vor allem Surfer auf Sylt und an der deutschen Ostseeküste zwischen Kiel und Fehmarn wissen eine Session mit guten Windwellen sehr zu schätzen.

 

  1. Der Groundswell

Aufeinanderfolgende Wellen mit einer Periode von 13 Sekunden und länger sind das Ergebnis starker Winde, die weiter entfernt von der Küste weht. Dann ist von einem Groundswell die Rede.

Die Sets von solchen starken Wellen werden als Dünung bezeichnet und werden von länger anhaltenden Winden und einem größerem „Fetch“ (Windfenster) erzeugt. Das bedeutet, dass mehr Windenergie ins Wasser übertragen wird.

Die Wellen eines Groundswells sind von weitaus besserer Qualität und können lange Strecken zurücklegen, ohne ihre Leistung zu verlieren. Das heißt: Dort, wo die Wellen entstanden sind, hat vielleicht über mehrere Tage ein heftiger Sturm getobt. Und da, wo diese Wellen schließlich als Groundswell ankommen und brechen, herrscht dagegen bestes Wetter (siehe Beispiel unten: Sturm vor Alaska = riesige Wellen vor Hawaii).

So erfahrt ihr, wann, wie und wo der Wind weht

Wind entsteht, wenn sich Luftmassen von einem Hochdruck- zu einem Tiefdruckgebiet bewegen. Wo, wann und in welche Richtung der Wind weht, erfahrt ihr wiederum anhand von sogenannten Druckverläufen.

  1. Das Tiefdruckgebiet: Des Surfers bester Freund

Tiefdrucksysteme werden gewöhnlich mit Regenwetter, kühlen Temperaturen und bewölktem Himmel in Verbindung gebracht – und mit großen Wellen! Denn in Tiefdruckgebieten toben oft Stürme, die große Wellen erzeugen. Diese Wellen können Tausende Kilometer zurücklegen, bevor sie brechen (siehe Beispiel oben: Sturm vor Alaska = riesige Wellen vor dem 4.500 Kilometer entfernten Hawaii).

Wenn diese Tiefdruckstürme über einen längeren Zeitraum über die Meeresoberfläche wehen, wird der Wellengang entsprechend größer. Weht der Wind dann noch auf einer ungehindert über eine große Meeresoberfläche, werden aus großen Wellen richtige Monster.

 

  1. Die Isobaren: Oder warum ihr auf die Zwiebeln achten solltet

Um herauszufinden, wann, wo und wie kräftig ein Wind weht, solltet ihr auf die Zwiebeln achten. Damit meinen wir nicht die, die euch in der Küche zum Heulen bringen. Die Zwiebeln, von denen wir sprechen, beschreiben Tiefdruckgebiete in Wetterkarten. Ihr erkennt sie anhand der sogenannten Isobaren.

Isobaren (zu griech. barós = Schwere, Last, Druck) sind Linien mit gleichem Luftdruck. Auf Wetterkarten verbinden sie Punkte (Orte) mit gleichem, auf Meeresniveau und mittlere Breite reduziertem Barometerstand.

Dichte Isobaren-Linien bedeuten starke Winde. Ihr Druckdiagramm ähnelt in der Regel einer Zwiebel. Bleiben diese Isobaren länger am Ort des Tiefdruckgebiets, entstehen mit der Zeit kraftvolle Wellen.

Der Onshore-Wind

Weht ein Wind onshore, dann weht er vom Meer Richtung Küste. Er weht also in die Richtung, in die sich auch die Wellen bewegen, was diese wiederum instabil macht. Je stärker die Onshore-Winde blasen, desto unordentlicher werden die Wellen allerdings. Sie brechen zu früh, sind weniger steil und sind oft verblasen. Wehen solche Onshore-Winde mit einer Stärke von 16 Knoten (etwa 30 km/h), dann sind die Wellen nicht mehr surfbar.

Der Offshore-Wind

Weht ein Wind offshore, dann weht er von der Küste aufs offene Meer. Er weht also in die entgegengesetzte Richtung, in die sich die Wellen bewegen. Weht ein Wind offshore, gibt es für uns Surfer verdammt gute Wellen – vorausgesetzt, es läuft ein Groundswell Richtung Küste. Dann sind die Wellen steil, brechen spät und laufen geordnet auf die Küste zu – erkennbar feinen Swelllinien.

In Mittelamerika und Frankreich ist es so, dass an vielen Surfspots morgens ein Offshore-Wind weht und am Nachmittag ein Onshore-Wind.

Die Anatomie einer Welle

Wir alle wissen, dass Wellen brechen. Aber wisst ihr auch, wie das passiert? Wenn Wellen ohne Hindernisse durch tiefes Wasser wandern, bewegen sie sich mit ungehinderter Kraft auf die Küste zu. Sobald sie flaches Wasser erreichen, verlangsamen sie sich und ihr Kamm beginnt zu wachsen. Wie bei Eisbergen ist der Kamm, den wir auf der Wasseroberfläche sehen, nur ein Teil der Welle, die sich bis zum Meeresboden erstreckt.

Trifft eine Welle auf ein Hindernis, verlangsamt sich der untere Teil der Welle, während sich der obere Teil weiter bewegt und der Wellenkamm steil in die Höhe wächst – bis er durch die Schwerkraft als Lippe nach vorne bricht.

Wie steil eine Welle in die Höhe wächst, hängt übrigens vom Untergrund ab: Je steiler und schneller der Meeresboden ansteigt, desto steiler und schneller ist auch die Welle. Das heißt, barrelnde Wellen entstehen nur dann, wenn aus einem tiefen Untergrund plötzlich ein flacher Untergrund wird. Steigt der Meeresuntergrund dagegen langsam an (Übergang von tiefem zu flachem Wasser) bilden sich sanftere Wellen, die ideal für Anfänger sind.

Diese (surfbaren) Wellenarten gibt es

Je nach Meeresboden und Richtung der Dünung gibt es verschiedene Arten von Wellen.

Generell gibt es allerdings vier Haupttypen von surfbaren Wellen, die ihr kennen solltet:

 

Der Beachbreak

Bei einem Beachbreak brechen die Wellen über sandigem Meeresboden. Entsprechend sind Beachbreaks ideal, um das Wellenreiten zu lernen. Es gibt jedoch ein paar Beachbreaks auf der Welt, die Wellen von 6 bis 10 Metern Höhe produzieren können, zum Beispiel Hossegor in Frankreich oder Puerto Escondido in Mexiko.

 

Der Reefbreak

Bei einem Reefbreak brechen die Wellen über einem felsigen Meeresboden oder einem Korallenriff, daher auch der Name (Rief = Riff). Berühmte Reefbreaks sind Pipeline in Hawaii, Uluwatu in Bali und Teahupoo vor Tahiti.

Vor Teahupoo fällt der Meeresgrund sehr steil ab, mit einem Verhältnis von rund 1 zu 3. Das bedeutet, dass drei Kilometer vor dem Riff der Meeresgrund bereits einen Kilometer tief ist. Entsprechend steil und riesig brechen die Monsterwellen hier. Zum Vergleich: Bei einem Beachbreak ist das Verhältnis 1 zu 40.

 

Der Pointbreak

Bei einem Pointbreak trifft die Welle in einem bestimmten Winkel auf einen felsige Landzunge, wodurch die Welle entlang der Uferlinie bricht. Berühmte Pointbreaks sind Rincon in Kalifornien, Jeffreys Bay in Südafrika oder Bells Beach in Australien.

 

Der Rivermouth

Bei einem Rivermouth bricht die Welle über einer Sandbank, die von einer Flussmündung am Ufer gebildet wird. Sandbänke an Flussmündungen neigen dazu, sich im Laufe der Zeit zu verändern, was die Surfspots ziemlich unzuverlässig macht.

Außerdem finden sich an Rivermouth-Surfspots oft viele Meerestiere. An Rivermouth-Spots in Australien und Costa Rica sind das kleine Fische, aber auch Krokodile und Haie. Der Grund dafür: Die kleinen Fische werden aus dem Fluss ins Meer geschwemmt, was sich Haie und Krokodile natürlich nicht entgehen lassen.

Ebbe und Flut: So beeinflussen Gezeiten die Entstehung von Wellen

Die Anziehungskraft von Sonne und Mond bewirkt ein periodisches Auf und Ab der Ozeane. Dieses Phänomen von Ebbe (Niedrigwasser) und Flut (Hochwasser) kann die Surfbedingungen in mehrfacher Hinsicht beeinflussen.

Erstens können Ebbe und Flut die Form des Meeresbodens bestimmen, über den die Welle brechen wird. Zum Beispiel bedeutet Ebbe in der Regel, dass die Welle im flachen Wasser bricht und steiler wird. Einige Spots sind deshalb besser bei Ebbe zum Wellenreiten geeignet, andere wiederum bei allen Gezeiten.

Zweitens kann eine steigende Flut die Kraft von Wellen verstärken, da die Flut in die Richtung der Wellen drückt und den Wellen so mehr Schubkraft liefert.

Im Durchschnitt gibt es einen Zeitraum von sechs Stunden und zwölf Minuten zwischen Ebbe und Flut, aber das kann an bestimmten Küsten variieren. In den meisten Küstenregionen passiert dies etwa zweimal pro Tag. Zwischen einer Flut und der nächsten liegen zwölf Stunden und 24 Minuten.

In Kanada gibt es den größten Tidenhub der Welt

Wie stark das Wasser steigt und fällt, hängt von der jeweiligen Küste ab. An der Nordsee liegt der Unterschied zwischen Flut und Ebbe bei zwei bis drei Meter.  In der Bay of Fundy in Kanada dagegen schwankt der Wasserpegel um gigantische 15 bis 21 Meter – das ist der höchste Tidenhub der Welt.

Jetzt, wo ihr wisst wie Wellen entstehen, klickt rüber auf unsere Surfcamp-Übersicht, bucht euern nächsten Surfurlaub und testet die besten Wellen der Welt! Ansonsten stockt euer Wissen auf und lest noch weitere spannende Berichte auf Surfcamps.de.




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